Shimano GRX-Gruppe vereint Anforderungen an Straße und Offroad

Shimano GRX: Spezielle Schaltgruppe für Gravel-Bikes

In den letzten Jahren hat sich eine Bike-Kategorie ganz besonders in den Vordergrund gedrängt: Das Gravel-Bike. Und das nicht ohne Grund. Es verbindet die Vorteile und Streckenprofile von Rennrädern und Mountainbikes und konnte sich dadurch eine große Fanbase aufbauen. Shimano hat diesen Trend aufgegriffen und dieser noch recht neuen Fahrradkategorie eigene Komponenten spendiert: Die Gravelgruppe Shimano GRX.

Shimano GRX Gravelgruppen im Vergleich

Besonders spannend sind dabei die Brems- und Schalthebel, die Kurbelgarnitur sowie die unterschiedlichen Möglichkeiten, die die drei GRX-Gruppen 800, 600 und 400 bieten. Bremsscheiben, Kette und Ritzelpakete hat Shimano derweil nicht speziell auf die Bedürfnisse eines Gravelbikers angepasst und greift auf bestehende Produkte zurück.

Shimano GRX für Gravelbikes: Erkennbar am Lenker

Wenn du dich auf ein Gravelbike mit GRX-Komponenten setzt, wirst du direkt beim Griff an den Lenker feststellen, was im Vergleich zum Rennrad bzw. älteren Cyclocrosser anders ist. Die Brems-Schalthebel – bei Shimano am Kürzel STI erkennbar – haben sich in kleinen Punkten verändert. Die Bremsgriffe sind etwas weiter hochgezogen und steiler als bei Straßenrennern, um bei turbulenten Fahrten optimalen Halt zu haben. Außerdem soll laut Shimano die Grifffläche – auch auf den Hebeln – rutschfester und breiter sein, um hier eine bessere Kontrolle bei Bremsmanövern zu haben. Gerade im holprigen Gelände ist das eine Verbesserung. Außerdem lassen sich die Brems-Schalthebel durch einen veränderten Hebelpunkt besser mit den Fingern erreichen. Der Abstand von Unterlenkergriffen und Hebel hat sich ebenfalls verkürzt. Dadurch lassen sich die Hebel auch dort besser greifen. Optional können am Oberlenker noch zusätzliche Bremshebel angebracht werden.

Wenn du dich für eine GRX-Variante mit einer Kurbelgarnitur mit einem Kettenblatt vorne (später dazu mehr) entschieden hast, fällt logischerweise die Schaltfunktion des linken Hebels weg. An dieser Stelle gibt es die Möglichkeit, einen zusätzlichen Hebel für eine absenkbare Sattelstütze (Variostütze) zu montieren.  

Shimano hilft mit GRX beim Bremsen im Gelände

Ein Pluspunkt ist sicher die Tatsache, dass die GRX-Gruppe in allen Qualitätsstufen mit hydraulischen Scheibenbremsen angeboten wird, die mittels Flatmount-Systems verbaut werden. Das System ist mittlerweile auch im Rennrad-Bereich zum Standard geworden, da es ein schlankeres und leichteres Design ermöglicht. Dazu passende Bremsscheiben speziell für die GRX-Gruppen gibt es nicht. Da bedient sich Shimano an bewährten Scheiben mit einem Durchmesser von 140 bis 160 Millimetern aus ihrem üblichen Sortiment. Wie oben schon erwähnt gibt es noch die Möglichkeit, weitere Bremsen am Oberlenker zu montieren, die ebenfalls in der Hydraulik integriert sind.

Beim Top-Modell, der 800er-Version, wird noch die aus dem Mountainbereich bekannte Servowave-Technologie verwendet. Bei dieser Technologie werden die Bremsbeläge bereits bei geringer Betätigung der Bremse zur Bremsscheibe geführt. Dabei bleibt noch ein großer Teil des Hebelwegs bestehen, um diesen für entweder mehr Kraft zu nutzen oder um feinfühliger zu bremsen. Für anspruchsvolle Gravelbikerinnen und -biker sicherlich ein interessantes Feature.

Qualitätsstufen und Kombinationen: Shimanos GRX-Varianten vorgestellt

Die GRX-Gruppe von Shimano gibt es in verschiedenen Performance-Klassen. Shimano teilt seine Gruppen in 400, 600 und 800 ein. Dabei liegt die 600er qualitativ auf dem Level der 105er-Serie, die du aus dem Rennrad-Bereich bereits kennst. Die 400er ist vergleichbar mit Tiagra und die Top-Version 800 mit Ultegra aus dem Straßenbereich. Neben den unterschiedlichen Preisen und der Qualität der drei Gravelgruppen sind die von Shimano empfohlenen Kombinationen von Kettenblättern und Kassetten von Bedeutung. Was solltest du also beachten:

Die 400er-Variante gibt es vorne nur mit einer Zweifach-Garnitur, mit 46-30-Zähnen. Das ist ein spürbarer Unterschied zu gängigen Rennradmodellen, wo bereits eine übliche Kompaktkurbel mit mehr Zähnen daherkommt (50-34). Für den Zweck des Gravelbikes ist eine solche Übersetzung aber unpassend. Die 400er kann darüber hinaus mit einer 10-Fach-Kassette kombiniert werden (mit 11-32, 11-34, 11-36). Das ist ein Unterschied zu den höherwertigen Gruppen, die nur mit einer 11-Fach kombiniert werden.

Die 600er kann, anders als die 400er, mit einer Einfach-Kurbel vorne gewählt werden, die standardmäßig mit 40 Zähnen bestückt ist. Diese ist dann kombinierbar mit einer 11-Fach-Kassette mit 11-40 oder 11-42 Zähnen. Zudem ist die 600er ebenfalls in einer Variante mit zwei Zahnkränzen vorne erhältlich. Diese ähnelt also der 400er, nur dass die 600er am Hinterrad mit einer Kassette mit 11 Kränzen kombiniert wird (11-30, 11-32, 11-34).

Das Top-Modell 800er ist die einzige Variante, die nicht nur mechanisch, sondern auch elektronisch mit Di2 angeboten wird. Auch die 800er ist mit nur einem Kettenblatt vorne erhältlich, hier aber mit der Option, statt 40 Zähnen sogar 42 zu wählen. Auch die Zweifach-Garnitur gibt es hier mit größerer Übersetzung (48-31). Die kombinierbaren Kassetten sind hier genau wie bei der 600er.

Die Zahlenspielereien sind von Shimano zumindest vorgeschlagen. Wenn dir das Tüfteln besonders wichtig ist oder du einen guten Mechaniker hast, kannst du auch überlegen, die unterschiedlichen Gruppen zu kombinieren oder um weitere Möglichkeiten zu ergänzen, um noch mehr Individualität zu bekommen und das Setup auf deine Bedürfnisse abzustimmen. Allerdings sind die von Shimano empfohlenen Kombinationen für die meisten von uns bereits ausreichend.

Shadow RD+ von Shimano: Die Kette bleibt, wo sie ist

Das Schaltwerk wird mit der sogenannten Shadow RD+ Technologie ausgestattet. Dabei handelt es sich um einen kleinen Hebel direkt am Schaltwerk, mit dem du eine Käfigdämpfung aktivieren kannst. Der Vorteil dieser Option ist, dass die Kette etwas „straffer“ gehalten wird. Dadurch kann es nicht so schnell passieren, dass die Kette unangenehm schlägt oder schlimmstenfalls sogar abspringt. Im Rennradbereich auf flachen Strecken ist diese Funktion natürlich überflüssig. Im Gelände, wo kleinere Sprünge durchaus möglich sind, ist es ein gutes Feature. Unterstützt wird es durch die besonderen vorderen Kettenblätter. Diese haben abwechselnd schmale und breite Zähne (Narrow-Wide-Kettenblatt), um der Kette mehr Halt zu geben. Außerdem wandert bei der GRX-Kurbel die Kettenlinie etwas weiter nach außen, um breiteren Reifen mehr Platz zu bieten. Gerade im Gravel-Bereich eine sinnige Veränderung.

Fazit: Shimano gibt mit der GRX-Gruppe dem Gravelbike das passende Setup

Gerade weil der Gravel-Bereich so populär geworden ist und die Einsatzmöglichkeiten vielfältig sind, war die Entwicklung der GRX-Gruppe nur folgerichtig. Sie kombiniert die Vorteile aus beiden etablierten Bereichen, MTB und Rennrad, in eine neue Gruppe. Besondere Highlights sind dabei klar die Bedienelemente am Lenker, inklusive Bremssystem, das auf Offroad abgestimmte Schaltwerk und die Kombinationen.

Die Kaufentscheidung hängt am Ende davon ab, für welche Zwecke du die GRX-Gruppe hauptsächlich nutzen möchtest. Wenn du deutlich mehr hügeliges Terrain unsicher machen willst, solltest du natürlich eine etwas andere Übersetzung nehmen als Radlerinnen und Radler, die sich vor allem für ausgedehnte, entspannte Touren ein Gravelbike zulegen wollen. Neben der Präferenz ist es – wie so häufig – auch eine Frage des Geldes. Aber das ist auch im MTB- oder Rennradbereich ja nichts Neues.


Schlagwörter: Kaufberatung Gravelbike
Veröffentlicht am 06. März 2021

Matthias

Schon als Kind im flachen Ostfriesland war das Rad das Fortbewegungsmittel Nr. 1.
Mittlerweile hat es ihn ins Rheinland in den Großstadtdschungel Düsseldorf verschlagen, aber auch hier hat sich eines nicht geändert: Das Bike ist immer dabei. Neben den alltäglichen Touren fährt er regelmäßig mit dem Rennrad in den niederrheinischen Weiten.

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