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Alles zum Fahrradreifen – Teil 2: Welche Unterschiede gibt es beim Drahtreifen, Schlauchreifen & Tubless-Reifen?

In dieser Themen-Reihe dreht sich alles um den Fahrradreifen. In Teil 1 hast du bereits erfahren, wie du einen passenden Schlauch für deinen vorhanden Reifen findest und wie du einen Platten reparieren kannst. Hier soll es nun darum gehen, wie du die Fahreigenschaften oder die Pannensicherheit deines Fahrrads oder E-Bikes im Bereich der Reifen verbesserst. Daher beantworten wir hier die häufigsten Fragen zu Draht- und Faltreifen sowie den schlauchlosen Tubeless-Systemen und erklären dir die Vor- und Nachteile der einzelnen Reifenarten.

Teil 2 – Wo liegen die Unterschiede bei Draht-, Falt-, und Tubeless-Reifen? 

Reifenhersteller wie Schwalbe oder Continental bieten viele Reifenmodelle sowohl als Drahtreifen und als faltbaren Reifen (Faltreifen) an. Dabei sind beide Varianten mit den gängigen Fahrradfelgen kompatibel. In der Regel sind Drahtreifen günstiger aber auch schwerer, während Faltreifen deutlich leichter aber auch teurer sind. Im Radsport werden  daher fast ausschließlich Faltreifen eingesetzt, während sich der Drahtreifen im Alltag bewährt haben. Aber wodurch unterscheiden sich die unterschiedlichen Reifenarten genau und was hat es mit Tubeless auf sich?

Drahtreifen

Der Drahtreifen wird bei der Mehrheit der Fahrräder und E-Bikes im Einsteiger- und Mittelklasse-Bereich von den Herstellern verbaut. Der Draht, der dem Drahtreifen seinen Namen gibt, befindet sich in der sogenannten Wulst, mit der sich der Reifen an den Haken innerhalb der Felge festhält. Da Drahtreifen für den Gebrauch mit herkömmlichen Schläuchen und Felgen optimiert sind, ist auch der Aus- und Einbau dieses Reifentyps relativ einfach. Ausnahme sind hier spezielle Tubeless-Felgen, da der Reifen hierbei – aufgrund seiner steifen Struktur – unter Umständen besonders schwer zu montieren ist. Um die Pannensicherheit bei Drahtreifen zu verbessern setzen die Hersteller, meist im Bereich der Lauffläche, eine verstärkende Gummischicht ein. Bekannte Beispiele hierfür sind der Schwalbe Marathon beziehungsweise Marathon Plus.

Schwalbe bietet zur besseren Übersicht eine Einteilung seiner Reifen in unterschiedliche Pannenschutz-Klassen an. Die Reifen erhalten eine Zahl von 2 bis 7  – wobei die Zahl 7 den höchsten Pannenschutz-Faktor aussagt und von Schwalbe als „unplattbar“ verkauft wird.

Vorteile und Nachteile der Drahtreifen im Überblick:

Vorteile

  • günstiger Preis
  • große Auswahl
  • einfache Montage (bei herkömmlichen Felgen)

Nachteile

  • höheres Gewicht
  • nicht faltbar, da sonst der Draht geknickt wird
  • in der Regel nicht Tubeless-kompatibel

Faltreifen

Der Faltreifen funktioniert bei der Nutzung mit einem Schlauch prinzipiell genauso wie ein Drahtreifen. Er beinhaltet anstelle des Drahts in der Wulst allerdings Aramidfasern (auch Kevlar genannt). Durch diese flexiblen Kunststofffasern in der Reifenwust ist der Reifen faltbar und wird so seinem Namen gerecht. Durch die leichteren Materialien und weitere, besondere Technologien im Bereich der Fertigung können so je nach Reifengröße 50 bis 100 Gramm eingespart werden. Das klingt nicht nach viel, ist aber im Bereich der Räder ein entscheidender Vorteil in Bezug auf die Performance. 

Zusammengefasst bieten viele Faltreifen also Fahreigenschaften und Pannenschutz auf höchstem Niveau. Viele Faltreifen lassen sich zudem auch Tubeless – also schlauchlos – fahren. Der Reifen sowie die Felge sollten dann als Tubeless kompatibel (Tubeless ready) gekennzeichnet sein. 

Vorteile und Nachteile der Faltreifen im Überblick:

Vorteile

  • geringeres Gewicht
  • verbesserte Fahreigenschaften
  • einfacher zu transportieren, da faltbar
  • meistens Tubeless kompatibel

Nachteile

  • aufwändige Montage einiger „Tubeless Ready“-Modelle
  • in der Regel teurer als Drahtreifen

Was ist Tubeless ?

Tubeless kann man als „schlauchlos“ übersetzen. Hierbei dichtet also der Reifen gemeinsam mit der Felge ab und es wird kein Schlauch mehr benötigt, was einige Vorteile hat. Mehr dazu weiter unten. Das Tubeless-System ist besonders bei sportlichen Fahrrädern – insbesondere bei Mountainbikes – im mittleren und hohen Preissegment sehr verbreitet. Hier sind die Felgen und Reifen meist auf auf das Fahren ohne Schlauch vorbereitet. „Tubeless-Ready“ ist eine der geläufigsten Bezeichnungen dafür. Doch was bedeutet das genau? 

Wie funktioniert Tubeless? Was sind die Vor- und Nachteile ?

Damit das Fahren ohne Schlauch möglichst problemlos funktioniert sind sowohl die Tubeless-Reifen als auch die Felgen etwas enger bemessen, damit das Abdichten möglichst gut funktioniert. Zusätzlich wird noch ein spezielles Tubeless-Felgenband benötigt, welches die Speichenlöcher abdichtet. Durch das Wegfallen des Schlauchs verbessern sich einerseits Fahreigenschaften des Reifens und andererseits gehören die ungeliebten „Snakebites“, also das Platzen des Schlauchs bei Durchschlägen, gehören der Vergangenheit an. Besonders im Gelände kann Tubeless daher seine Vorteile ausspielen. Für den Pannenschutz und bestmögliche Abdichtung sorgt die Dichtmilch oder Tubeless-Milch, die bei Luftkontakt aushärtet und so kleine Löcher und Schnitte im Reifen während der Fahrt abdichten kann. Leider muss diese Latexemulsion regelmäßig nachgefüllt und spätestens einmal im Jahr ausgetauscht werden. Bei der Montage ist Tubeless ohne professionelle Hilfsmittel außerdem aufwändiger als ein Schlauch. Tubeless ist daher zwar nicht für Jedermann, aber auf jeden Fall für ambitionierte Bikerinnen und Biker empfehlenswert.

Vorteile und Nachteile von Tubeless im Überblick:

Vorteile

  • sehr guter Pannenschutz
  • bis zu 200 Gramm geringeres Gewicht
  • bestmögliche Fahreigenschaften

Nachteile

  • Umrüstung aufwendig
  • regelmäßige Wartung (Austausch der Flüssigkeit) notwendig

Fazit zum Vergleich von Drahtreifen und Faltreifen

Ob du dich für einen Drahtreifen oder Faltreifen entscheidest hängt von einigen Faktoren ab. Der Drahtreifen ist zwar schwerer, dafür aber auch preiswerter und macht mit zusätzlichem Pannenschutz auch im Alltag eine gute Figur. Wenn du ein sportliches Rad wie ein (E-)Mountainbike oder Gravelbike fährst, kannst du auf einen Faltreifen umrüsten. Damit profitierst du von einem geringeren Gewicht und kannst – wenn dein Rad bereits für Tubeless vorbereitet ist – die Vorteile des schlauchlosen Reifens genießen.

Exkurs für Rennrad-Profis: Was ist ein Schlauchreifen?

Schlauchreifen sind historisch eng mit der Erfindung der Luftbereifung für Fahrräder verbunden. Bei diesem erstmals 1892 vorgestelltem System ist der Schlauch mit dem Mantel vernäht und wird mit sogenannten Reifenkitt auf einer konkaven Felge verklebt. So kann der Reifen auch ohne eine Wulst nicht von der Felge rutschen. Die Montage ist jedoch dadurch sehr aufwändig und das Flicken des Schlauchs erfordert das Auftrennen der Naht. Deshalb haben sich im letzten Jahrhundert die Hakenfelgen in Kombination mit Draht- und Faltreifen durchgesetzt. Heutzutage wird der Schlauchreifen aufgrund seines geringen Gewichts und den guten Notlaufeigenschaften immer noch von professionellen Teams – etwa bei der Tour de France – eingesetzt. 

Hast du die anderen Themen der Reihe noch nicht gelesen? Dann sind hier noch einmal alle Teile für dich aufgelistet:

Teil 1: Was besagen die Bezeichnungen auf Fahrradmantel und Fahrradschlauch?

Teil 2: Welche Unterschiede beim Drahtreifen, Schlauchreifen & Tubless-Reifen?

Teil 3: Welche Reifenbreite beim Rennrad, Trekkingbike, E-Bike oder MTB?


Schlagwörter: Tipps, Werkstatt
Veröffentlicht am 19. Januar 2018

Andreas

Andreas hat im Grundschulalter schon an seinem Fahrrad geschraubt, um den BMX Fahrern Konkurrenz zu machen. Ein paar Jahre später hat er das Rennrad seiner Schwester heimlich für die ersten Ausfahrten genutzt und seit ein paar Jahren fährt er quer durch Europa – mit oder ohne Gepäck, mit dem Rennrad, dem MTB oder dem Tourenbike.

Und das Schrauben übernimmt er immer noch selbst, auch wenn er seit 2010 für Lucky Bike im Onlinemarketing Team ist.

Hier findest du alle Beiträge von Andreas.